Die 18. Starparty

25. bis 27. August 2006 auf dem Gurnigel in den Berner Alpen

Freitag

Zwischen den Wolken schaut hie und da bereits etwas blauer Himmel hervor, so dass für die kommende erste Starparty-Nacht Optimismus angesagt ist. Ich befestige bei der Einfahrt zum Beobachtungsplatz gerade das grosse "Swiss Starparty" Schild und beziehe danach meine Unterkunft im Berghaus Gurnigel. Schon bald ist es Zeit für das gemeinsame Nachtessen der Starparty-Gäste im Esssaal des Berghauses. Obwohl erst Freitag Abend, haben sich auffallend viele Astronomiebegeisterte eingefunden, was wohl auf die recht gute Wetterprognose für die erste Starparty-Nacht zurückzuführen ist. Gestärkt vom guten Essen machen sich die ersten Kolleginnen und Kollegen bereits kurz nach 20 Uhr auf zum Beobachtungsplatz, um dort ihre Instrumente aufzubauen. Der Himmel ist jetzt nahezu wolkenlos und die Vorfreude auf eine Beobachtungsnacht unter klarem Voralpenhimmel bereits deutlich zu spüren. Für uns Organisatoren wird der Start zur Beobachtungsnacht heute etwas später erfolgen. Um halb neun Uhr steht nämlich noch ein längeres Gespräch mit einem Journalisten der Berner Tageszeitung Der Bund an. Erfreulich, dass sich die Öffentlichkeit zunehmend auch für unsere etwas anderen "Parties" interessiert und sich somit die Gelegenheit ergibt, unser schönes Hobby etwas bekannt zu machen. Bei dieser Gelegenheit verweisen wir natürlich auch auf die Problematik der Lichtverschmutzung und auf den Kulturwert eines unversehrten Nachthimmels.

Foto Foto Foto
Astrofotos mit der Canon EOS 20Da von Jonas Schenker

Etwas verspätet treffen wir sodann auf dem Beobachtungsplatz ein, wo bereits mehrere Dutzend Teleskope auf das Ende der Dämmerung warten. Die Milchstrasse ist bereits deutlich zu sehen und es gilt jetzt rasch, das eigene 40 cm Dobson-Teleskop aufzubauen und der kühlen Abendluft auszusetzen, damit die Spiegel bald ein knackscharfes Bild liefern können. Beim Aufbauen stelle ich erfreut fest, dass dieses mal auch Familien mit Kindern und Jugendlichen anwesend sind, um vielleicht zum ersten mal durch ein grösseres astronomisches Teleskop zu blicken. Kaum ist es ganz dunkel, bilden sich hinter den grösseren Teleskopen kleine Menschenschlangen. Am meisten Interesse wecken meine beiden Nachbarn Stefan und Roland mit dem grössten Fernrohr der diesjährigen Starparty, einem 50 cm Dobson-Teleskop der Marke Obsession. Das Beobachtungserlebnis an diesem lichtstarken Teleskop wird noch zusätzlich durch das notwendige Besteigen einer grösseren Leiter angereichert! Wer mehr auf die Ästhetik nadelscharfer Sterne steht, kommt natürlich heute Nacht auch nicht zu kurz: Zahlreiche Apo-Refraktoren lassen das Herz der Teleskop-Puristinnen und -puristen höher schlagen, darunter ein Vixen ED 115, zwei TEC 140, ein Zeiss APQ 130 und nicht zuletzt ein Takahashi FS 128. Bis gegen Mitternacht nutze ich die Chance, in diesem Sommer ein letztes mal die wunderschön leuchtenden Gasnebel im Sternbild Schütze zu beobachten. Am besten gefallen mir heute der Trifidnebel sowie der Omega- oder Schwannebel. Doch nicht alle Anwesenden sind mit visueller Beobachtung beschäftigt. Auch einige Astrofotografen sind zugegen, um das schwache Licht weit entfernter Deepsky-Objekte mittels Langzeitbelichtungen einzufangen. Ich beschliesse meine Nacht gegen drei Uhr morgens mit der Beobachtung erster Objekte des aufgehenden Herbsthimmels.

Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung

Samstag

Das Frühstücksbuffet im Gurnigel Berghaus gibt Gelegenheit, den Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten fortzusetzen und natürlich auch über die Erlebnisse der zurückliegenden Beobachtungsnacht zu sprechen. Bei dieser Gelegenheit werden auch die im vergangenen Jahr entstandenen Astroaufnahmen ausgetauscht. Man erfährt dabei zahlreiche Tipps und Tricks zur Erstellung hübscher Bilder des Nachthimmels. Etwas später kann auf der Terrasse des Berghauses ein kleiner Lunch eingenommen werden. Michel Figi von Foto Video Zumstein hat dort einen gigantischen 25x150er Feldstecher der Marke Fujinon aufgebaut. Er enthüllt problemlos die Wanderer auf dem gegenüberliegenden Gantrisch, die Segelschiffe auf dem Thunersee oder die Schneefelder der Eigernordwand. Gar manch ein Astronom träumt beim Anblick dieses Geräts von der Entdeckung eines Kometen, wofür solche Riesenbinokulare vormals in Japan häufig eingesetzt werden. Am frühen Nachmittag steht sodann der traditionelle Ausflug zu Radeks Privatsternwarte auf dem Programm. Kaum jemand ist nicht beeindruckt vom Anblick des neuen 50 cm Cassegrains auf der schweren MK100 Montierung. Beim Rückmarsch setzt leider bereits schwacher Regen ein — aber auch das gehört zu einer typischen Starparty in Mitteleuropa! Bald nach dem Ausflug sind wir wieder am Nachtessen im Berghaus. Die Wettersituation hat sich leider weiter verschlechtert, so dass ans Beobachten nicht zu denken ist. Zum Glück haben Thomas und Hansjörg zahlreiche Bilder ihres kürzlichen Namibiaurlaubs mitgebracht. Angesichts ihres fesselnden Lichtbildvortrags vom Mekka der Amateurastronomie ist das schlechte Wetter der 2. Starparty-Nacht rasch vergessen. Sicher haben auch diese faszinierenden Bilder dazu beigetragen, dass nach dem Vortrag bereits wieder Pläne geschmiedet werden für kommende Astroexkursionen zu nahen und weniger nahen Beobachtungsplätzen. Wir hoffen, dass auch die nächste Swiss Starparty zu den bevorzugten Ausflugsorten zahlreicher Astrofreunde gehören wird und freuen uns bereits jetzt auf das Zusammentreffen, welches vom 10. - 12. August 2007 auf dem Gurnigelpass stattfinden wird.

Bern, im August 2006

Manuel Jung
Kirchenfeldstr. 36
CH-3005 Bern
manuel.jung (at) bluewin.ch
www.sternklar.ch