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Die 7. Starparty
25.-27. August 1995 auf dem Gurnigel in den Berner Alpen
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Prolog
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T-Shirt Motiv von 1995 (JPEG, 70kB)
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Dieses Jahr versprach ein ganz besonderes Jahr in der Geschichte der
Starparties zu werden. Wir mussten einen neuen Ort suchen, da der Platz um das
Chalet du Hohberg allmählich zu knapp wurde und es Probleme mit der
Reservierung der ganzen Hütte gab, was bei den letzten zwei Veranstaltungen eh nicht
mehr geklappt hatte. Ausserdem wäre die Bewirtschaftung durch Ruth Gartmann und
Els Zuber für eine noch grössere Zahl von Teilnehmern nicht mehr zumutbar
gewesen.
Ein neuer Ort stand für die künftigen Starparties auf dem Programm -
zurück auf den Pragelpass wollte keiner, das stand fest. Die Suche begann. Er
sollte sich in einer relativ dunklen Ecke der Schweiz befinden, genügend Platz
für maximal 100 Personen samt Autos und Fernrohre bieten, mit dem Auto gut und
einfach erreichbar, aber trotzdem verkehrsruhig gelegen sein und bereits eine
günstige gastwirtschaftliche Infrastruktur aufweisen.
Auf Empfehlung von Sternguckern in der Umgebung von Bern wählten wir
schliesslich den Gurnigel. Als Beobachtungsplatz dient dort der riesige, betonierte
Panzerschiessplatz. Für Unterkunft im Massenlager und Verpflegung à la
carte sorgt das Bergasthaus Gurnigel Passhöhe. Panzerschiessplatz und
Gasthaus sind rund 500 Meter voneinander entfernt, und somit stört auch eine
allfällige nächtliche Beleuchtung die Beobachtung nicht. Der Gurnigel ist von Thun
und auch von Fribourg aus bestens erreichbar. In feuchten Nächten stören daher
leider etwas die Lichtemmissionen von Thun. Bern und Fribourg machen sich aber nicht stark
bemerkbar. Gegen Süden ist der Himmel sehr dunkel, da es dort erst im Wallis wieder
grössere Siedlungen gibt.
Nun denn, ein grosser Platz den es zu füllen galt. Also machten wir so viel
Publicity wie noch nie zuvor. War das Inserat für die erste Starparty vor sieben Jahren
lediglich eine Fussnote im Orion, so fanden sich nun Inserate Europaweit in
Sterne und Weltraum, Star Observer, Astro Sapiens und Orion,
sowie dem InterNet und kleineren Computernetzen wie dem FidoNet und dem
AstroNet und auch das Internationale Teleskoptreffen Vogelsberg war vor uns
nicht sicher, denn dort lagen 100 Infozettel zum mitnehmen auf.

Ausschnitt der Lichtverschmutzungskarte um den Gurnigel herum. Obwohl sich
der Beobachtungsort inmitten des Kräftedreiecks Bern-Thun-Fribourg befindet, ist
der Himmel dort sehr dunkel.
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Na denn, in diesem Sinne ...
Peter Stüssi, Peter Kocher, Bernd Nies
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Impressionen
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Stetiger Apéro mit dem Schmidt-Chianti
(JPEG, 36kB)
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Erstmals war die Astro-AG Heuchelheim offiziell auch im Ausland vertreten:
Vom 25. bis zum 27. August fand auf dem Gurnigelpass etwa 40km südlich von Bern in
1600m Höhe das bekannteste Teleskoptreffen der Schweiz statt. Ich war bereits am
späten Abend des 24. vor Ort, es war allerdings bewölkt, und so verbrachte ich die
Nacht alleine auf dem von Almen umgebenen Parkplatz - leider ziemlich unbequem auf dem
Fahrersitz, denn das Fernrohr hatte den besten Platz im Auto belegt.
Am nächsten Morgen wurde ich von einer Kuh geweckt, die meinen Aussenspiegel
benutzte, um sich zwischen den Hörnern zu kratzen. Nach dem idyllischen Tagesanbruch
hatte ich dann erst mal zwecks Kollimierung mein Fernrohr zusammen und wieder auseinander
gebaut und am Mittag den 2171m hohen Berg Gantrisch wandernd erstiegen.
Nachmittags kam dann John Morell, der zu der Zeit Urlaub am Genfer See machte. Der
Co-Veranstalter Bernd Nies aus der Nähe von Zürich und rund
dreissig weitere Sterngucker hatten sich bis zum Abend eingefunden. Die kleine Schar von
Beobachtern bildete einen angenehmen Kontrast zur Grossveranstaltung ITV. Ein weiterer
Teilnehmer, Michael (den Nachnahmen weiss ich nicht) aus Oldenburg, war mit seinem
wunderschönen 50cm-Dobson der grösste auf der Starparty und verwies meinen
45cm-Spiegel auf den Platz zwei. Die vorangegangene Woche hatte er bei Dany Cardoen in
Südfrankreich verbracht und dort mit dessen 1m-Spiegel beobachtet ...
Das Paradeobjekt des Abends war der wenige Wochen vorher entdeckte Komet Hale-Bopp, der
nach wie vor der Jahrhundertkomet werden könnte - die Helligkeit soll den Prognosen
zufolge im März 1997 negative Werte erreichen, also so hell wie die hellsten Fixsterne!
Hale-Bopp stand zu dem Zeitpunkt weit südlich im Schützen und war von Giessen
aus nur schwer zu beobachten. Der Gewinn von etwa vier Grad zwischen Hessen und der Schweiz -
und natürlich Beobachtungsbedingungen, von denen man da nur träumen kann -
liessen den etwa 10m hellen Kometen zu einem leichten Objekt werden. Der 18-Zöller
zeigte einen sehr konzentrierten Fleck inmitten dem Gewimmel von Sternen. Mit einem
Weitfeldokular konnten Hale-Bopp und der Kugelhaufen NGC 6624 zwischen scheinbar Tausenden
von Sternen in einem Feld beobachtet werden - ein phantastischer Anblick! Das alles nur
wenige Grad über dem Südhorizont, der von einer markanten Bergkette gebildet
wurde.
Die Grenzgrösse lag sicher über 6mag und der Lichtdom der Stadt Thun im
Osten konnte die Himmelsqualität kaum beinträchtigen. Selbstverständlich wurde
mir von Ortsansässigen versichert, dass die Bedingungen heute doch ziemlich
schlecht sind. Vielleicht ziehe ich demnächst um ...
Das Wetter spielte leider nicht mit und in dieser und der folgenden Nacht war es jeweils
nur rund zwei Stunden klar. Diese Zeit hatten wir aber gut genutzt und einige wirklich
schöne Anblicke genossen: Den Omeganebel M17 im Schützen, die edge-on Galaxie NGC
891 in der Andromeda mit ihrem Staubstreifen, den nahegelegenen Galaxienhaufen Abell 347,
den Eulen-Sternhaufen NGC 457 in der Cassiopeia ud viele weitere «Schmankerl».
Die bewölkten Stunden danach wurden natürlich mit Erfahrungsaustausch genutzt.
Ungewöhnlich war zum Beispiel die Unterhaltung, in der ein italienisch und
französisch sprechender Teilnehmer aus der italienischen Schweiz mir auf
französisch die Funktionen seiner elektrischen Nachführung erklärte, wobei ein
französisch und englisch sprechender Teilnehmer aus Irland als Dolmetscher wirkte (ich
verstehe nur sehr schlecht französisch) und mir die Information ins englische
übersetzte. Der Ire namens Colin Bosworth wohnt übrigens in der französischen
Schweiz. - Alles klar?
Leider muss ich erwähnen, dass viele Teilnehmer erst nach Einbruch der
Dunkelheit auf den Parkplatz fuhren und bei hellem Licht ihre Fernrohre aufbauten. Andere
bauten noch während den klaren Stunden ihre Fernrohre bei hellem Licht wieder ab und
verliessen mit Abblendlicht den Parkplatz. Diese Unsitte sollte auf einer Starparty
eigentlich unterbleiben. Beim ITV in Stumpertenrod herrscht nachts absolutes Fahrverbot -
zu Recht, wie ich finde.
Am Samstag waren John und ich dann tagsüber bei Colin eingeladen und wir haben einen
schönen Tag im Alpenvorland in der Nähe von Fribourg verbracht. Die zweite Nacht
bot dann eine etwas längere klare Phase, gegen 1:00 Uhr wurde die weitere Beobachtung
dann aber durch Wolken verhindert. John und ich blieben noch bis Montag auf dem Gurnigel, die
Nacht war aber leider komplett bewölkt. Die darauffolgende Woche verbrachte ich dann in
Saas Grund in den Walliser Alpen und schloss mit der Besteigung des 4027m hohen
Allalinhorns die 10 Tage Schweiz gebührend ab.
Der harte Kern der Astro-AG ist seitdem fest entschlossen, im nächsten Jahr ein paar
Tage in der Schweiz zu verbringen, um endlich einmal selbst den legendären
Hochgebirgshimmel zu geniessen. Vor einer solchen Fahrt werden wir alle Leser des
Himmelsfähnchens informieren, vielleicht sind wir ja mal mehr als die üblichen drei
oder vier Unentwegten. - See you soon in Switzerland!
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Auf Airy-Disk-Jagd mit Laserdiode
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110mm AOK Kutter Schiefspiegler
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Gemeinsames Abendessen
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Ein wunderschönes von B. Stauffer gebautes Planetarium
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Das Gästebuch
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(aus Heuchelheimer Himmelsfähnchen 1/96 von Stefan Schuchhardt)
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