Kleine blaue Wolkenlücken und viele dunkle Regenwolken begleiten mich auf dem Weg auf die Ahornalp. Regenfahnen am Himmel verheissen nicht unbedingt gutes. An den Bäumen kleben wie als Hohn einzelne weisse Blütenblätter, die irgendwie Wind und Wetter trotzen. Da es mit zunemender Meereshöhe immer kühler wird, erscheinen mir diese weissen Stellen wie Frühlingsschneeresten, zumal Bucheli auch damit gedroht hat.
Oben angekommen erfreut das doch recht zahlreiche Erscheinenen von anderen Sternfreunden. Vor allem aus dem nahen Bernbiet, aber auch aus anderen Landesteilen vom Bünderland bis Freiburg haben sich mehr oder weniger hoffnungsvolle Sterngucker eingefunden. Anhand der mitgebrachten Kleidung wohl eher weniger Hoffnungsvoll, wie die immer wieder erfolgten Blicke nach drausen versteckt offenbarten. Verschiedentlich ergossen sich kurze Regenschauer, aber immer wieder zeigten sich auch kleine Aufhellungen.
Wie üblich bei solchen Wetterlagen entwickelte sich rasch eine intensive Diskussion über alle möglichen astronomischen und weniger astronomischen Themen. Auch die Wiedersehensfreude kommt natürlich nicht zu kurz, waren doch 16 Sternfreunde da. Und wie das so ist, geht man dann ziemlich bald zum gemeinsamen Nachtessen über, das uns von der Wirtefamile Lustenberger wieder einmal vorzüglich serviert wurde.
Gesprächige Stunden vergingen und so kam nach einem währschaften Dessert -meist in Form eines Coupe Romanoff - dann doch die Stunde der Wahrheit. Zwar hatte der Wetterbericht in der Nacht Aufhellungen angedeutet, aber so recht wollten es doch die meisten nicht glauben. Um Mitternacht war es aber doch teilweise klar und so standen dann plötzlich eine Reihe azimutal betriebener Teleskope auf dem Platz. Der kühle und feuchte Wind und die immer wieder über uns hinwegziehenden Wolken trieben aber immer mehr Amateuere ins warme Auto und damit auf den Heimnweg.
Dies entwickelte sich dann so weiter, bis noch vier Amateuere ausharten und das Wettergeschen verfolgten. Da es nicht so recht aufklaren wollte, entschloss sich dann Heniz Schneider, sich tapfer zu opfern, damit wir letzten drei wenigstens noch etwas mehr Glück haben sollten. Und so kam es dann auch! Es klarte wieder auf und dann, husch waren wieder zwei Teleskope aufgestellt, ein Zeiss APQ 130 und ein Ninja 320, sowie ein bildstabilisierter Feldstecher von Canon. In der Folge wurde doch noch eifrig im nun sehr klaren und gegen Süden wie immer sehr dunklen Himmel beobachtet. So gegen drei Uhr kamen dann wieder einige Wolken auf und wir beschlossen, durch den steifen, feuchten Wind im Beobachtungselan nun auch geschwächten (lies "duchfroherenen") Zustand den Heimweg anzutreten. Da half auch die aufkommende innere Wärme, ausgelöst durch die am Südhimmel bereits posierenden Sommerobjekte nichts mehr.
Bis zum Mittag des Samstages sind dann aber auch die letzen blauen "Wetterstörungen" am Himmel verschwunden und haben den nun wieder dominierenden Wolken platz gemacht. Mit der erfolgreichen Beobachtungsnacht im Gepäck ging's also wieder auf's Ahorn rauf.
Wie zu Erwarten war, haben es am Samstag nicht mehr so viele Sternfreunde aufs Ahorn geschafft. Nur noch etwa 7 Astroamateuere habens gewagt. Nun ja, diesmal wollte es weder Bucheli noch Petrus gut mit uns. So begnügte man sich den auch mit einem gemütlichen Diskussionsabend.
Aber halt - Hansjörg Wälchli hatte ja einen Patienten dabei: ein defektes C 11. Deren Vorbesitzer hatten wohl im Übereifer die Fangspiegelhalterung überstrapaziert, den diese hat sich als zerbrochen gezeigt. Was will man also mehr an so einem Abend als den Patienten einmal genauer zu inspizieren. Die Fangspiegelhalterung war schnell repariert doch da sich zeigte, dass die Optik offenbar schon einmal zerlegt worden war. Es empfahl sich also, diese gleich mal genauer anzuschauen. Also alles ausbauen und flugs gab's einen Crashkurs in Sachen SCT Bauweisen. Es zeigte sich den auch, dass die Optik tatsächlich einmal ausgebaut wurde und dann von den Vorbesitzern nicht mehr richtig orientiert eingebaut wurde. Dies wurde dann gleich korrigert, doch leider erlaubten die "strömenden" Wetterverhältnisse keinen Sterntest. Die ganze Reparaturaktion am C 11 konnte also nicht gleich überprüft werden.
Das Gasthaus schoss seine Tore wie immer um halb eins. Das war dan auch für uns der Zeitpunkt, nach Hause zu gehen. Der Regen hatte zwar wieder aufgehöhrt aber diesmal wollten die Wolken nicht so bald auflockern.
Es zeigte sich auch diesmal, dass die Wahl mit dem Ahorn gar nicht so schlecht ist. Wie in der Wolkenstatistik angezeigt, neigt das Wetter hier zu mehr Aufhellungen als am vorherigen Ort auf dem Hasliberg. Die Statistik ist also korrekt gefälscht worden. Und obschon es die misten nicht für möglich gehalten hatten, konnte auch diesmal wieder beobachtet werden, wenn auch die Bedingungen nicht perfekt waren. Aber der sehr dunkle Südhimmel begeistert immer wieder an diesem Ort.
Text und Fotos: Beat Kohler